Ein Frühlingsmärchen

Ein Frühlingsmärchen

Liebe Daheimgebliebenen und- Innen! Einer Tradition folgend, die ich soeben begründe, möchte ich allen abwesenden Copiloten, die ihr euch dieweilen zuhause am Kaminfeuer wärmtet, auf humorvolle Art und Weise von der ersten Ausfahrt des B-Teams im Jahre des Herrn 2016 berichten:
Nachdem es schon einige Whattsapp Absagen (mit weitgehend fadenscheinigen Begründungen wie: „keine Schneeketten montiert“ etc.) gehagelt hatte startete ich dennoch pünktlich und guten Mutes zum Ausgangspunkt unserer Ausfahrt, in der Hoffnung dort zumindest die Kameraden aus dem Vorjahr wiederzutreffen. Nur um wenig später bitter enttäuscht folgendes festzustellen: Schnellmut - hat sich mit der Ausrede meine Ausfahrten würden zu wenig Sprintwertungen bieten dieses Jahr großspurig in Richtung A-Team verabschiedet (den sollen sie dort ordentlich leiden lassen), Principiapaul war es einfach zu kalt - unter diesen Bedingungen könne man ja nicht mal den Auslöser drücken (deswegen gibt es auch heuer keine Fotos), HPL fühlte sich verpflichtet dringend irgendwelche Listen für den Radmarathon ausfüllen, Laurins Vater musste mal wieder dessen Rad reparieren helfen und der ehemalige Vereinsmeister hat scheinbar seine Karriere an den Nagel gehängt. Darüber dass H zuhause geblieben ist habe ich mich sogar ein bisschen gefreut - der geht mir ohnehin die meiste Zeit auf die Nerven. So also musste ich mich diesmal alleine von meiner Phantasie begleitet auf den Weg machen.
Nach einem holprigen Start über die Umfahrungsbaustelle kämpfte ich mich durch Gradnitz und stieß zur Unterrabenthaner Ebene vor wo ich heftig mit dem himmlischen Kind rang und mich unter Aufbietung aller Kräfte schließlich durchsetzte. Ich gewann also die erste Bergwertung bei Kleinwolfgers und sann - mit der Kälte ringend, von allen und allem verlassen - über den Sinn meines radfahrerischen Lebens nach, als sich der plötzlich der Himmel auftat und etwas Glitzerndes auf mich herabregnete. „Sterntaler“ dachte ich zuerst und breitete erfreut meine Arme aus, denn eine Schürze hatte ich leider nicht dabei (aber das wäre doch zu kitschig gewesen). „Bitcoins“ war mein nächster Gedanke – die hat schließlich noch keiner gesehen und die lassen sich auch nicht einstecken (leider zu schön um wahr zu sein) „Kirschblüten“ war meine nächste jahreszeitbezogene Assoziation, aber es waren doch zu viele und bei genauerer Betrachtung der kristallinen Struktur stellte sich dann heraus, dass es sich doch nur um Schneeflocken handelte die langsam auf Ärmeln und Beinen ihr kurzes Leben aushauchten.
Weiter ging es dann ohne besondere Vorkommnisse über Schweiggers, Kirchberg, Hirschbach, Süßenbach, Globnitz, Haslau und Dürnhof in Richtung Heimat.
Wer mir an diesem Nachmittag sonst noch begegnete: Eine rote Hexe (sorry, die ist jetzt aus einer anderen Phantasiegeschichte rübergerutscht), ein schlittschuhlaufender toter Hase (komplizierte Geschichte, ein andermal mehr davon) drei Autofahrer, die mir mit dem Zeigefinger den Weg zum Kopfkino zeigten (jetzt aber mal ehrlich – das hätte wirklich gut sein können), zwei Rehe, die mich auf gefährliche Art und Weise in ihr Liebesspiel einbauen wollten (das stimmt aber jetzt wirklich) und eine Geschwindigkeitsanzeige auf der kurzfristig 38 km/h aufblinkten (Rückenwind - leider). Heuer keine E-Bike fahrenden Pensionisten. Sonst war die die Gegend recht aufgeräumt und wirkte im Licht der untergehenden Sonne fast märchenhaft-surreal.
Nach Eindreiviertelstunden erreichte ich etwas erschöpft und unterkühlt aber glücklich den Ausgangspunkt meiner Reise und den Endpunkt dieser Geschichte. Zum Schluss noch die Auflösung des großen Rätsels: Wer bin eigentlich ich?

Euer Helmut

P.S.: Die Geschichte ist lustiger wenn man die erste Episode kennt
P.P.S.: Freue mich schon auf Ausfahrten mit mehr Gesellschaft

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